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28. Februar 2018 Torsten Fell4

als Aufhänger für einen Diskurs der Chancen und Möglichkeiten im Corporate Learning

Die aktuellen digitalen Entwicklungen führen (nicht nur) in Deutschland zu unterschiedlichen Haltungen zur Technologie in Wirtschaft und Bildung. Dies bewirkt u.a. eine Diskrepanz zwischen der Entwicklung und der Anwendung von Technologien und das damit verbundene Verständnis um Lösungen und Chancen.

Gleichzeitig fehlt mir eine breite und verständliche Auseinandersetzung, zu den technologischen Entwicklungen/Trends und deren gesellschaftlichen Chancen und die damit verbunden Risiken. Wobei bei letzterem, so hat es zumindest den Anschein, Deutschland immer vorne dabei ist. Meine Wahrnehmung im Umfeld Corporate Learning ist an vielen Stellen im Unternehmen eine wahrgenommene Technologiefeindlichkeit (Rückwärtsgewandtheit), fehlende Kunden- / Mitarbeitersicht, fehlende Diskurskultur, fehlendes Verständnis für die wirklichen Bedürfnisse der Kunden – also den Mitarbeitenden, Arroganz und damit Abschottung und nicht zu Letzt ein fehlendes Verständnis für die neuen Möglichkeiten der Technologien und die damit verbundene Veränderung – bis hin zur Disruption – vorzufinden ist.

Aus diesem Grund werde ich in den nächsten Wochen Themenfelder über unterschiedliche Medien in den Diskurs mit Ihnen bringen und gerne das Für und Wider abwägen. Eine transdisziplinäre Sichtweise auf neue Möglichkeiten würde ich sehr schätzen. In den letzten Wochen habe ich bereits einige Artikel geschrieben, die versuchten bestimmte Sichtweisen aufzubrechen und neue Ideen eine Chance zu geben. Schauen Sie sich doch einfach einmal die beiden folgenden an: „Brauchen wir heute in einer Arbeitswelt 4.0 überhaupt ein LMS oder eine eigene Lernwelt?“ oder Pokémon Go – Was Corporate Learning davon lernen kann?

Ich will Ihnen heute das Thema Blockchain einmal näher ansehen.

Ich wollte einen Artikel zum Thema Blockchain schreiben, der Blockchain erläutert und Einsatzszenarien darstellt, bei der Recherche bin ich auf folgenden Artikel gestossen:

Educhain + Blockchain für die Bildung?

Der Artikel fängt an mit…

“Die Blockchain sorgt derzeit für mächtig Furore – ihr wird zugeschrieben, ganze Branchen umzukrempeln. Vordenker sprechen zudem von der wichtigsten Erfindung bzw. Technologie, die ähnliche Auswirkungen haben wird, wie das Internet vor ca. 25 Jahren hatte.“

Jetzt freuen Sie sich bestimmt wieder, schon wieder eine Technologie die alles verändern soll und vielleicht auch wird. Im Moment wird ja gerade das Thema „Virtuelle Realität (VR)“ durch die Aus- und Weiterbildungsbranche getrieben, die wird auch alles verändern. Bei Blockchain geht es generell um die dezentrale Verteilung von Daten in Datenbanken und das Ganze soll über bestimmte Mechanismen extrem sicher und fälschungssicher gelöst sein. Jeder Daten-„Block“ ist transparent und hat einen Zeitstempel als unauslöschbaren Nachweis der Transaktion. Blockchain wurde in der Vergangenheit meist mit Bitcoins und der Möglichkeit der Transaktion ohne Banken und Aufsichtsbehörden in Zusammenhang gebracht. Dies wäre eine Disruption im grössern Ausmass, wenn man Geldgeschäfte ohne Transaktion mit Banken durchführen könnte, nicht wahr. Und dies vielleicht noch ohne Transaktionskosten bei Ihrer Bank.

Wo eine Disruption lauert, ist die nächste nicht weit. Wie könnte man die Mechanismen im Umfeld Bildung verwenden. Der oben erwähnte Artikel nennt es mal gleich „Educhain“, finde ich gut. Jede formale Ausbildung (auch Open Badges oder MOOC-Abschlüsse…) die ein Zertifikat oder einen Nachweis hervorbringt von der Schule angefangen bis hin über Universität könnte so erfasst werden Weiterhin könnten informelle Mirco-Lernaktivitäten (Khan Academy, OER, Kongress-Besuche…) und die eigene Berufserfahrungen (Projekte, Mitarbeit in agile Aktivitäten und Methoden…) in meinem „Educhain“ gespeichert und durch Organisationen und/oder Kollegen digital bestätigt werden. Auch könnten so Kompetenzen, dass Lieblingsthema im Moment der Branche, so nachgewiesen und festgehalten werden.

Der so entstandene „Educhain“ könnte in Bewerbungs-/Rekrutierungsprozessen verwendet und ausgetauscht werden, könnte Basis für eine interne Personalentwicklung in Ihrem Unternehmen sein und würde natürlich mit Abschlüssen und Erfahrungen in Ihrem Unternehmen auf Individualebene ergänzt werden.

Da fällt mir doch sofort sowas wie ePortfolio ein. Das wurde ja auch schon einmal vor Jahren diskutiert. Nur hat man keinen gemeinsamen Standard bisher wirklich gefunden, geschweige denn in Unternehmen platzieren können.

Das hört sich doch perfekt an oder?

Kontrolle, Steuerung und die damit verbundene Macht. Darum geht es nach meiner Einschätzung auch im Moment an vielen Stellen zur Diskussion um Kompetenzen und deren festhalten. Gleichmacherei auf Zielgruppenebene, dass kennt man aus Schulen – alle müssen das können – funktioniert ja hier auch. Wahrscheinlich bin ich jetzt zu kritisch, entscheiden Sie.

Und natürlich darf in Deutschland das Thema „gläserne Lerner“ und damit der Datenschutz nicht vergessen gehen. Im Artikel wird mit der Überschrift „Gefahren/Risiken/Chancen“ geworben. Welche Chancen?

Wer frägt eigentlich den Lerner, was er braucht, wann, wie in welcher Form und warum?

Welchen Mehrwert bietet diese Transparenz, bekomme ich individuelle Lernangebote als Mitarbeitende, weil die Systeme endlich wissen was ich kann oder nicht? Ist damit also eine Personalisierung des Lernens möglich? Wird die Basis für ein Big Data im Lernen gelegt, bei dem DataScience angewendet wird und Smarte und damit intelligente Daten entstehen, die intelligente Lösungen generieren und Lernangebote für mich als Lerner vernetzen und mir helfen Probleme zu lösen? Verliere ich so nie mehr meine gemachten Abschlüsse und kann auch nicht mehr „Betrügen“? Ist meine Ausbildung in der ganzen Welt anerkannt? Kann ich beim Verlassen des Unternehmens meine ergänzte Historie mit zum neuen Arbeitgeber nehmen?

Auch stellt sich die Frage, welche Institutionen verwendet dies? ein Unternehmen, eine Branche, ein Land, eine Schule, ein Hochschulverbund, ein Verband oder gar die ganze Welt?

Bildungsabschlüsse anzuerkennen und den Nachweis zu führen, z.B. in der aktuellen Flüchtlingsdebatte das wäre doch spannend. Oder im Versicherungsbereich in dem in Deutschland (Label „gut beraten“) und in der Schweiz (Cicero) Weiterbildungspunkte gesammelt werden in dem Kunden so die Kompetenz seines Beraters nachgewiesen werden soll. Oder als Patient beim Arzt, der auch heute schon Weiterbildungspunkte sammelt.

Das riecht nach Standardisierung – eine Domäne der Deutschen, lass uns eine DIN entwickeln.

Auch könnten in die Jahre gekommene Standards wie SCORM erneuert werden oder die Learning-/Talent Management System wirklich verbunden werden. Somit würde eine ganzheitliche Sicht auf eine Person entstehen. Jetzt wäre es wichtig vorher zu klären, warum und was bringt das allen Beteiligten wirklich.

Eine weitere Chance sehe ich sogar als Businessmodelle für Mikrozahlungen-/transaktionen im Umfeld Bildungsressourcen. So könnten Kleinstbeträge pro Nutzung verrechnet werden.

Abschliessend, selbst die Gartner Group hat im aktuellen „Hype Cycle for Education, 2016“ das Thema „Blockchain in Education“ aufgeführt. Also hinschauen, zuhören, mitdiskutieren und sich eine Meinung bilden – die Chancen erkennen, vernetzt Denken und Handeln und offen sein für Neues.

Ich hoffe ich konnte Sie ein wenig aus der Komfortzone holen und konnte durch Impulse Sie zum Nachdenken anregen, gerne stehe ich persönlich und /oder auch über die Kommentarfunktion oder den Twitter-Hashtag #asktorsten für Ihre Fragen zur Verfügung.


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